Dienstag, 29. Juli 2008
nur noch 5 stunden zeitunterschied
ich weiss au nicht, irgendwie hab ich es doch nicht auf die reihe gekriegt ueber die reisen zu berichten, war wohl zu sehr mit reisen beschaeftigt.
Nach zwei ziemlich coolen Wochen in Peru und Bolivien haben wir unsere Wohnung in Santiago geraeumt, Laura und Micha sind nach Deutschland geflogen und ich hab mich auf den Weg nach Argentinien gemacht.
Und hier bin ich nun! Cordoba, eine kleine Studentenstadt von ungefaehr 3 Mio Einwohnern. Zu Kaufen gibts hier alles und natuerlich recht viel billiger als in Europa, einige huebsche Plaetze, Museen und Parks gibt es und die Argentinier koennen eindeutig das bessere Dulce de Leche machn (sorry Chile). Ansonsten kann ich garnicht so viel sagen.. Ich glaube Suedamerikanische Staedte lassen sich generell nicht so gut in Worte fassen.
Nachdem ich gestern eine halbe Stunde zu einer Mall gelaufen bin um mir Schuhe zu kaufen (meine guten alten Sneakers haben nach China und Chile nun doch ihren Geist aufgegeben) hab ich erstens festgestellt dass ich fast mein ganzes Geld im Hostel vergessen hab und auf dem Rueckweg Stunden spaeter dann zweitens dass das perfekte ShoppingMekka direkt vor meiner Nase im Zentrum liegt!!! Haett ich mal meinen Loneley Planet ordentlicher gelesn, dsss... naja gegen neun Uhr abends hab ich dann doch endlich eine Armbanduhr gefunden ;-)
(Schuhe nich aber wat solls)
Naja genug Stadt fuers erste, da wartet ja noch Buenos Aires um mich umzuhauen. Morgen werde ich erstmal einen Ausflug ins Mittelgebirge in der Naehe von Cordoba machen und am Donnerstag Nacht gehts dann weiter Richtung Regenwald - 12 Stunden Nachtfahrt nach Resistencia. Diesmal versuche ich auch wirklich wieder zu schreiben und nicht einen Monat spaeter.. da bin ich ja dann schon wieder in Deeeeutschland... jaah 14. August!!
Saludos y Hasta Luego!
Donnerstag, 5. Juni 2008
todos los días..
Neulich ein Chilene: „Der Smog? Ach das geht doch noch, das wird noch viel schlimmer“.... WAAAAH!!! Noch schlimmer?? Laufen dann alle mit Blindenstöcken durch die Gegend um nicht gegen die nächste Straßenlaterne zu rennen oder wat?!?
---Gut dass ich eh fast den ganzen Tag im Goetheinstitut vorm PC hocke und von dem Wetter draußen nichts mitbekomme ;-)
Diese elegante Überleitung führt mich zum eigentlichen Thema meines heutigen Eintrags. Ständig fragen mich alle, nie habe ich viel dazu gesagt. Was vielleicht daran liegt, dass ich es selbst nicht so genau weiß. Naja, mal sehen: WAS mache ich eigentlich genau in Chile?
Grob gefasst lerne ich Spanisch, schau mir Südamerika an, versuche die fremde Kultur dieses Landes zu verstehen, lerne viele Auch-Reisende kennen, wohne mit meinem Freund zusammen und versuche ein gutes Praktikumszeugnis für meinen Lebenslauf zu gewinnen.
In Zukunft werde ich mal ein bisschen ausgiebiger über die geilen Reisen berichten, die wir so machen (morgen geht’s ins Valle de Elqui). Aber jetzt erst mal zu meinem Job.
Ich arbeite etwa von 10 bis 17 Uhr (mal mehr mal weniger) als Praktikantin der Sprachabteilung im Goetheinstitut Santiago de Chile. Letzten Monat habe ich Vormittags von 8.30-13.00 noch einen Spanischsprachkurs im Institut gemacht und jetzt kann ich sogar den Pluscuamperfecto de subjuntivo verwenden, jipie yeah ;-) na ja die Chilenen auf der Straße versteh ich trotzdem noch nich so recht. Aber ich denke das lässt sich auch in keinem Kurs lernen, da muss man einfach zuhören. Wird auch schon besser.
Aaalso, Alltag: nachdem ich mir zur unglaublich unmenschlichen Uhrzeit 9.00 aus dem Bett gequält habe mache ich mich die graue Rosas entlang auf den Weg zur Arbeit (Metrofahren in der Früh habe ich aufgegeben). Nach etwa 30 Minuten dann Ankunft im Goetheinstitut, ab in den 4. Stock ins Lehrerzimmer wo sich auch der SK-Praktikantenstützpunkt befindet. Oke, Tür abgesperrt, also in den zweiten Stock zu den netten Sekretärinnen des Sprachbüros einen Schlüssel ausleihen. Zwischendurch kurz die Programmabteilungspraktikantinnen begrüßen und einen kleinen Abstecher in die Bibliothek (3. Stock) um auch dort mit den ansässigen Mitarbeitern schnell den neuesten Klatsch und Tratsch auszutauschen. Zurück im Lehrerzimmer suche ich mir einen freien PC und tausche, während dieser hochfährt, mit den Spanischlehrern, die gerade Pause haben, die neuesten philosophischen und anthropologischen Erkentnisse, sowie eine Bemerkung darüber, „dass es heute ja mal wieder ARSCHKALT ist und der Smog ja mal wieder richtig schlimm“ aus.
Dannach werden erst mal Emails beantwortet und einige Tandempartner vermittelt, denn die Anfragen dafür bekomme alle ich. Meistens ruft zwischendurch meine Jefa mal an um einen Statusbericht abzuprüfen oder mich wegen irgendwelcher Aufgaben wie kopieren oder Zettel verteilen zu sich zu rufen. Mittagspause ist von 13.00-14.00. Dafür gibt es im ersten Stock (deutsches Erdgeschoss) eine süße kleine Cafeteria in der es jeden Tag leckere Gemüsetortilla oder andere Gerichte zu einem moderaten Preis gibt. Hier treff ich dann auch wieder mit den anderen Praktikantinnen oder anderen Goethe- bzw. Daad-Mitarbeitern zusammen (eigentlich kommen alle außer meiner Jefa mal vorbei) um ein bischen zu plaudern. Nach dieser Stunde geht die Arbeit dann wieder weiter, ich wurstel so vor mich hin zwischen Programm- und Spieleplanung für den Tag der offenen Tür, Tandemprogrammarbeit oder anderen organisatorischen Aufgaben. Ab nächster Woche werde ich dann endlich mal in die Deutschkurse gehen zum hospitieren auch wenn meiner Jefa das nicht so ganz passt, Zitat: „Sie profitieren hier natürlich aber sie müssen dem Goetheinstitut schon auch was bringen“.. naja also profitiert hab ich bisher nicht sooo viel, kopieren und Wordbasteln konnte ich vorher eigentlich auch schon. So gegen 17 Uhr wenn ich mit allen mal gechattet und sämtliche studivz-nachrichten geschrieben hab laufe ich dann wieder nach Hause für Sport, Party oder einfach nur rumgammeln.
Der letzte Abschnitt könnte, finde ich, auch über ein Praktikum in Deutschland geschrieben sein.. Alltag ist wohl einfach Alltag, egal wo man sich befindet. Den Unterschied macht nur mein Arbeitsweg mit den üblichen Pfiffen und dem Gestank. Außer es hat geregnet, dann laufe ich schnurstracks auf die verschneiten Anden zu – wunderschön J
Und die Sprache natürlich, denn teilweise wird auch im Goetheinstitut spanisch gesprochen, nicht so viel allerdings (leider). Freundliche und nicht so freundliche Menschen gibt es wohl überall. Soviel zu meinem weniger spektakulären Alltag für heute. Morgen begeben wir uns mal wieder auf eine Reise raus aus der Stadt um ein bisschen mehr Chile zu erleben.
Mittwoch, 21. Mai 2008
angekommen
Die chilenische Flagge ist weiß, rot und blau. Blau für den Himmel (die bairische Flagge hat ihr Blau aber mehr verdient!), Rot für das Blut der Freiheitskämpfer und der Mapuche und weiß für den Schnee der Anden. Das ist Chile.
Ist das Chile?
Als mir mein nagelneuer Freund vor über einem Jahr erzählt hat, dass er bald für ein Jahr nach Chile geht, wusste ich überhaupt nichts über dieses Land. Geschweige denn ein Wort Spanisch...
Und – uutsch – auf einmal fand ich mich April 2008 am Flughafen Franz Josef Strauß wieder, vollgepackt mit 22 auf zu viele Rucksäcke verteilten Kilo und einem Ticket über Paris nach Chile – Südamerika. Jaaa genau, Chile liegt NICHT in Afrika ;-)
Genauer gesagt liegt Chile im Westen von Südamerika am Pazifik und streift den Atlantik (klaut Bolivien übrigens den wichtigen Meereszugang). Ein langes, dünnes Land voll von fremden Ungewöhnlichkeiten und liebenswerten Seltsamkeiten. Voll von Wüste, Anden, Schnee, Hochebenen, Wäldern, Seen. Voll von Müll, Smog, Autos, Fast-food Ketten, voll von Spinnen, Kakerlaken, Lamas und Flamingos. Erfüllt von einer zerissenen Geschichte untergegangener Stämme, Kolonien, Diktatur und Demokratie. Das ist Chile so wie ich hineingetreten bin.
Über ein Monat ist jetzt schon vergangen, seit ich meinem Pololo erschöpft in die Arme gefallen bin. Am Anfang war es schwer, sich in Santiago zurecht zu finden und auch durch die Tatsache, dass mir alle 5 Minuten ein Chilene nachruft oder nachpfeift (blond-groß-UH) und die Chilenen (bei aller Liebe!!)anfangs KEIN BISCHEN zu verstehen sind (spricht man hier echt Spanisch?!?) habe ich mich in den ersten Wochen recht verloren und deplaziert gefühlt. Alles Menschen, klar, aber doch eine ganz andere Welt.
Doch ich habe mich von meinem Kulturschock erholt und angefangen zuzuhören und durch die Straßen Santiagos zu wandern. Viele Chilenen behaupten ja, „Santiago ist Chile“.
Und was ist denn Santiago? In Santiago haben die Läden 7 Tage die Woche auf und man kann an jeder Ecke Empanadas und Schokoriegel kaufen. Alkohol trinken ist in der Öffentlichkeit verboten aber dafür gibt es genug Bars, Pubs, Schoperias, Cervezerias, etc um gemütlich draußen oder drinnen die schönsten Pisco-Mischgetränke oder Bierwasser aus Literflaschen zu trinken.
Santiago liegt im Kessel und im Winter kann man keine 100 Meter weit sehen, so schlimm ist der Smog. Da Chile auf der Südhalbkugel (!) liegt, wird es im Moment gerade Winter.
Die Stadt ist angefüllt von Müll, Autos und Bussen. Der Rio Mapocho ähnelt ziemlich den Deutschen Abwasserkanälen – und riecht auch so ;-) und METROFAHREN können die Chilenen echt nicht.. dazu ein andermal mehr (darüber könnte man ein Buch schreiben!!!). Die Stadt ist vollgekleistert mit hässlichen Häusern, grauen Straßen und Malls – scheinbar das einzige Freizeitvergnügen für Chilenen. Ein paar Parks gibt es, doch Sport machen ist zwischen dem Geruch verschiedenster frittierter Gerichte, süß und salzig, eigentlich nicht möglich. Dafür gibt es zahlreiche Fitnessstudios für die gestressten NeoYuppies – Natur scheint hier keinen Platz zu haben.
Doch zwischen all dem Streß, der Armut und dem Müll finden sich auch viele Palmen die einen südlichen Wind in den stehenden Gestank bringen.
In unserem Barrio Brasil zum Beispiel sind die Straßen (alles Einbahnstraßen!!) von Palmen durchzogen. In den vielen kleinen Zubringerstraßen finden sich tausende wunderhübsche alte Häuschen die durch ihre verschiedenen kunterbunten Farben Fröhlichkeit und Wärme auf den grauen Wegen erschaffen. Viele Straßenhunde streifen durch die Gegend auf der Suche nach Essen oder ein bischen Kraulerei, Tauben und Vögel hüpfen über die Grünflächen und picken was sie finden – die Straße wirkt tot aber bei einem genaueren Blick findet sich sehr viel Leben. Genau wie Santiago selbst. Zwischen Plastikstühlen und Pizza Hut sucht sich chilenische Kultur vergeblich. Doch auf Fiestas und in Salsatheken zeigen die Südamerikaner, dass sie ihren Hüftschwung noch nicht verlernt haben und Cueca tanzen können die meisten. Auf der Straße ist die südliche Gemütlichkeit nur allzu präsent und treibt so manche Europäerin in den Wahnsinn.
Trotzdem.. ich finde nicht, dass Santiago Chile ist. Santiago ist ein Teil, ein eigener Mikrokosmos für sich, aber es lassen sich noch ganz andere Dinge finden. Als es heute morgen geregnet hatte, konnte ich auf meinem Weg in die Arbeit zum ersten Mal die Berge am Rande der Stadt ganz deutlich sehen. Normalerweise sind sie von Nebel verhüllt. Das Wasser ist überall durch die Straßen geflossen und hat den ganzen Dreck weggespült. Doch auch wurde schon wieder gerast und gehupt um die Klarheit erneut zu trüben.
In diesem Moment (als mich ein fetter Pickup von oben bis unten mit grauer Brühe vollgespritzt hat!) dachte ich mir... nein das ist nicht Chile. Chile ist für mich der Schnee auf den Anden, das Rauschen des Meeres, glühende Straßen, endlose Dünen in der Wüste. Der Klang von Panflöten in verlorenen Hochebenen. Die Panamerican, Küstenstädte, graues Meer und schwarze Steine. Türkises Meer, Riesenwellen auf Braunem Sand. Kahle Berge, dampfende Schwefelthermen und weite Seen. Chile ist auch Hektik, Stress und Entwicklung, Kakerlaken, Straßenkötis und Spinnen, verlorene Kultur, Suche nach Identifikation und chaotisch vollgestopfte Metros. Das sind auch grölende Fußballfans, pfeifende „viejos verdes“, Papas Fritas und Pullmanreisen (ein Busunternehmen; Züge gibt’s hier so gut wie keine).
Und was Chile noch so alles ist.. ich hoffe ich werde es herausfinden. Und berichte ;-)